Wie gut ist unser Trinkwasser?
Die Artikel-Serie von Frank Welskop über die Gefährdung des Grundwassers im Einzugsgebiet des Eichwalder Wasserwerkes macht neugierig: Wie gut oder schlecht ist es nun wirklich, unser Trinkwasser? Seit Mineralwasser überwiegend in Kunststoffflaschen verkauft wird, trinken viele Menschen vermehrt Leitungswasser. Geschmacklich ist das Eichwalder Kraneberger einwandfrei. „Das Trinkwasser erfüllt die uneingeschränkten Anforderungen der Trinkwasserverordnung“, schreibt Eckhard Wolter, Bereichsleiter Produktion bei der Dahme-Nuthe Wasser, Abwasserbetriebsgesellschaft mbH (DNWAB) in einer E-Mail. Das Unternehmen ist der Betreiber des Wasserwerks Eichwalde. Die Trinkwasserverodnung schreibe drei Vollanalysen im Kalenderjahr vor, die im zweiten, dritten und vierten Quartal vorgenommen würden, heißt es in seiner E-Mail. Den Prüfbericht vom Dezember 2009 hat der Wasser-Experte gleich mit gesendet.
Der Elektrische Leitwert ist ein Maß für die elektrische Leitfähigkeit des Wassers und wird in µS/cm (Mikrosiemens pro Zentimeter) angegeben. Je mehr elektrisch geladene Substanzen im Wasser gelöst sind, um so größer ist der Leitwert. Oder anders ausgedrückt: je höher der elektrische Leitwert ist, um so „salziger“ ist das Wasser. Sehr gutes Trinkwasser sollte einen Leitwert deutlich unter 80 µS/cm haben, heißt es bei Wikipedia. Die Trinkwasserverordnung von 2001, die derzeit in Deutschland gültig ist, nennt einen Grenzwert von 2.500 µS/cm. Bis zum Jahr 2013 soll laut EU-Richtlinie soll ein Grenzwert von 400 µS/cm eingehalten werden. Laut Prüfbericht vom 3. Dezember 2009 des Potsdamer Wasser- und Umweltlabors hat das Eichwalder Trinkwasser bei der Einspeisung ins Wassernetz einen Leitwert von 895 µS/cm (bei 20° C). Bis 1990 sah die Trinkwasserverordnung einen Grenzwert für die Leitfähigkeit von 1.000 µS/cm vor. Da dieser Wert bei der Wiedervereinigung von vielen Wasserwerken in Ostdeutschland nicht eingehalten werden konnte, hat man kurzerhand den Grenzwert auf 2.000 µS/cm verdoppelt.
Die Messwerte für Nitrat und Nitrit sind im Eichwalder Leitungswasser mit 5,3 mg/l und < 0,01 mg/l deutlich niedriger als der Grenzwert von 50 mg/l Nitrat beziehungsweise 0,5 mg/l Nitrit. Der Messwert für Ammonium wird mit 0,1 mg/l angegeben (Grenzwert: 0,5 mg/l). Zu hohe Nitratkonzentrationen im Trinkwasser sind gesundheitschädlich, ebenso wie Nitrit, das im Körper zu krebserregenden Nitrosaminen umgewandelt wird.
Interessant sind auch die Messwerte für die Schwermetalle:
- Blei < 1,0 µg/l (Grenzwert: 25 µg/l)
- Cadmium 0,5 µg/l (Grenzwert 5 µg/l)
- Arsen 2,0 µg/l (Grenzwert: 10 µg/l)
- Quecksilber < 0,1 µg/l (Grenzwert: 1,0 µg/l)
Zwar gehört die Messung von Uran nicht zum Umfang der Prüfung gemäß Trinkwasserverordnung, dennoch hat die DNWAB auch die Konzentration dieses hochgiftigen Schwermetalls messen lassen. Ein Grenzwert ist derzeit noch nicht für Uran vorgesehen. Gleichwohl wird in der Fachwelt wegen der gesundheitlichen Relevanz zurzeit ein Richt- bzw. Grenzwert von 10 μg/l diskutiert. Der Uranwert für das Wasserwerk Eichwalde liegt bei 0,20 μg/l. „Die Messwerte belegen, dass das im Betriebsführungsgebiet der DNWAB mbH bereitgestellte Trinkwasser bedenkenlos genossen werden kann“, heißt es in einer Informationsschrift des Unternehmens.
Bezüglich einer möglichen Belastung mit Dioxinen und Furanen erklärt Wolters: „Die Einzelsubstanzen der Stoffgruppe Dioxine und Furane sind nur äußerst gering wasserlöslich und sehr gering mobil. Dioxine und Furane werden nicht über den Grundwasserpfad transportiert. Eine Belastung oder Gefährdung des Grundwasserwerkes Eichwalde und des hier produzierten Trinkwassers, ausgehend von potentiellen Dioxin- oder Furanbelastungen in Böden oder Gewässersediment, ist nicht gegeben.“ Gleichwohl sind in der Vergangenheit nicht unerhebliche Belastungen mit Dioxinen und Furanen in den Flutgräben gemessen worden. So zitierte Frank Welskop im April aus einem Bericht des Landesumweltamts Brandenburg:
Über die Untersuchung von Sedimenten und Oberflächenwasser im „Selchower Flutgraben“ vom 17.06.2002 wird in der Zusammenfassung folgendes festgestellt:
Die Ergebnisse zeigen ungewöhnlich hohe Dioxin/Furan-Konzentrationen in den Sedimenten des Flutgrabens und insbesondere des Regenwasserrückhaltebeckens. Offensichtlich haben sich die seitens der Kläranlage eingeleiteten Dioxin/Furanverbindungen mit den feindispersen Trübstoffen im Flutgraben und vor allem im Rückhaltebecken ausgesetzt und werden je nach Durchströmung langfristig mit dem Wasser in Richtung Zeuthener See verfrachtet“ (Hervorhebung Welskop).
Obwohl Dioxine und Furane offensichtlich an Schwebstoffe und Sedimente gebunden sind, und somit kaum in das Grundwasser gelangen, liest sich das schon sehr bedenklich, zumal sich diese Stoffe über die Nahrungskette in Organismen anreichern. Und bekanntermaßen steht der Mensch am Ende der Nahrungskette.