Kammermusik im Dialog mit Texten von Else Lasker-Schüler
Eichwalde. Johanne Braun und Mike Flemming geben am kommenden Sonntag, 19.9.2010, ein Kammerkonzert in der evangelischen Kirche am Händelplatz. Unter dem Titel Wach auf mein Herz spielen sie 20 Preludes für Oboe und Viola von Paul Mertens-Pavlovsky. Dazu liest Dagmar Schwind Texte von Else Lasker-Schüler. Das Konzert startet um 17 Uhr, der Eintritt ist kostenlos.
Auslöser für die Komposition von Paul Mertens-Pavlovsky aus dem Jahr 1997 war das Schicksal einer ihm nahestehenden kurdischen Familie, die von Abschiebung bedroht war. Mertens-Pavlovsky selbst erklärt dazu: „Oft kann man weder materiell noch juristisch oder politisch helfen, weil die politische Macht im Konsens dagegen arbeitet, aber Mut und Hoffnung sollte man selbst in der scheinbaren Aussichtslosigkeit vermitteln. (…) Wie zwei Personen stehen sich die beiden Instrumente Oboe d’amore und Viola gegenüber. Sie ringen miteinander, verbünden sich, stehen mal in Harmonie, mal in Dissonanz zueinander. Wie ein Tagebuch schreiben sie Seite für Seite in zwanzig Stücken ihre Gefühle auf: Verzweiflung, Angst, Hoffnungslosigkeit, Wut; und Mut, Hoffnung, Zuversicht, Getröstetsein, Liebe und kindliches Vertrauen. Die Choral-Preludes verarbeiten alte Choräle, deren Anliegen immer noch hochaktuell sind. Sie sollen auch deutlich machen, dass es existenzielle Notlagen gibt, die sich nur noch religiös auffangen lassen. Andere Preludes verbinden sich mit Musik anderer Zeiten und Länder, da die Einsamkeit der Flucht zeitlos und ubiquitär ist: Die Krähe aus Schuberts Winterreise, ein seltenes Tondokument der Antike, ein Lied von Peter Tschaikowsky und ein Kinderlied.“
Johanne Braun, Oboe, studierte an der Hochschule der Künste Berlin, ist freiberufliche Musikerin und Musiklehrerin. Als Oboistin arbeitete sie bisher im Kammerorchester Prenzlau, als Sängerin im Rundfunkchor, am Deutschen Theater und im Staatsopernchor. Sie ist Mitglied des Ensemble Cornucopia Berlin sowie des Duo ChiaroScuro. Besonderes Interesse hat sie an der Verbindung von Musik mit Bewegung oder Sprache und an Improvisation.
Mike Flemming ist Dozent für Tonsatz und Gehörbildung. Im Ensemble Cornucopia Berlin sowie des Ensemble Xenon spielt er Bratsche. Seit 1995 dirigiert er das Schmöckwitzer Kammerorchester. Besonderes interessiert er sich für zeitgenössischer Musik und Improvisation. Er lernte Schauspiel an der Max-Reinhardt-Schule in Berlin, arbeitet polyphon, liest, rezitiert.
Burkhard Fritz
(für die evangelische Gemeinde Eichwalde)