BBI: Fluglärmkommission empfiehlt unabhängiges Gutachten zum Münchener Modell
Schönefeld. „Die Fluglärmkommission empfiehlt bei Starts auf der nördlichen Startbahn in Richtung Osten den weiteren Geradeausflug“, erklärte gestern Kathrin Schneider, Vorsitzende des Gremiums, auf der Pressekonferenz gestern Nachmittag. Die Kommission mit derzeit 37 Mitgliedern diskutierte erneut verschiedene Abflugvarianten am neuen Flughafen Berlin Brandenburg International (BBI). Auf der Südbahn werde bei der weiteren Planung neben der engen Südkurve, zusätzlich auch die Variante des weiteren Geradeausflugs zu Grunde gelegt werden. Dies entspreche allerdings nicht den Regelungen der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO. Daher habe die Kommission entschieden die Machbarkeit dieser Variante durch ein unabhängiges Gutachten klären zu lassen. Das Gremium habe sich klar für eine Ausnahmeregelung ausgesprochen. Insbesondere die Gemeinde Zeuthen hatte sich in der Vergangenheit für diese Variante ausgesprochen und gegen die Südkurve votiert.
Bezogen auf die Südkurve erklärte Hans Niebergall, Leiter der Berliner DFS-Niederlassung: „Durch die Südkurve könnten bis zu 14.000 Menschen überflogen werden.“ Dabei werde allerdings auch berücksichtigt, wenn in 10.000 Fuß (3.048 Meter) über ein Haus geflogen werde. Bei der Berechnung mit der Planungs-Software NIROS (Noise Impact Reduction and Optimization System) sei die Zahl der tatsächlich vom Fluglärm Betroffenen allerdings deutlich geringer. Gegenüber den ursprünglich im September 2010 vorgeschlagenen Routen seien mit der Südkurve deutlich weniger als die Hälfte der Menschen vom Fluglärm betroffen.
„Beim Abflug Richtung Westen auf der Südbahn will die Fluglärmkommission das Abknicken um 15° Abknicken zur Grundlage machen“, erklärte Schneider. Bei der Entscheidung habe man sich an den Überfluggebieten orientiert. Bei Starts auf der Nordbahn Richtung Westen habe die Fluglärmkommission der DFS empfohlen nach einem Geradeausflug den Kurs der Maschinen leicht Richtung Norden an Ludwigsfelde vorbei abknicken zu lassen.
„Die Südkurve ist weiterhin eine Hauptroute bei Starts auf der südlichen Piste Richtung Osten“, erklärte dazu Eichwaldes Bürgermeister Bernd Speer im Anschluss an die Sitzung der Fluglärmkommission. Auf jeder der Start- und Landebahnen müssten alle Möglichkeiten angeboten werden. Daher sei auch die um 15 Grad abknickende Variante der Südstartbahn eine Option. Beispielsweise mache es für Flugzeuge, die nach Moskau fliegen keinen Sinn erst die Südkurve zu fliegen. Das Münchener Modell, also der längere Geradeausflug und das spätere Abschwenken, sei durchaus eine Alternative. Diese Variante habe in der Fluglärmkommission eine breite Zustimmung erhalten, sowohl bei den Mitgliedern der Kommission, als auch bei der Deutschen Flugsicherung.
„Für Schulzendorf und Eichwalde sind die getroffenen Entscheidungen gut“, kommentierte Schulzendorfs Bürgermeister Markus Mücke die Ergebnisse der gestrigen Sitzung der Fluglärmkommission. Schulzendorf sei bei Starts Richtung Osten auf der Südstartbahn immer vom Fluglärm betroffen, bei der Südkurve ebenso, wie bei dem um 15 Grad abgeknickten Kurs der Maschinen. Allerdings habe Niebergall – bezogen auf den längeren Geradeausflug nach dem Münchener Modell – im Gespräch ihm gegenüber, Sicherheitsbedenken geäußert. Das Verfahren sei für die Fluglotsen Schwierig zu handhaben.
„Ursprünglich sollte bereits im Januar darüber entscheiden werden, ob der weitere Geradeausflug nach dem Münchener Modell möglich ist. Wir sind aber recht froh darüber, dass die Fluglärmkommission diese Variante nun endlich prüfen lässt“, erklärte Beate Burgschweiger, Bürgermeisterin von Zeuthen. Die Kommission habe sich ganz klar für den Geradeausflug einsetzt. Den um 15 Grad abknickenden Kurs sehe man in Zeuthen allerdings nach wie vor sehr kritisch. Sehr gut sei es, dass der Flughafen das Gutachten zur Machbarkeit des längeren Geradeausflugs finanziell unterstützen wird. „Ich bin sehr froh, dass die Deutsche Flugsicherung dem sehr aufgeschlossen gegenüber steht.“ Der Südkurve stehe sie allerdings nach wie vor kritisch gegenüber. Denn es sei nicht nicht absehbar, ob diese tatsächlich so von den meisten Maschinen geflogen und eingehalten werden könne. Über die mögliche Lärmbelästigung, beispielsweise für die Siedlung Mühlenschlag, habe die DFS noch kein genaues Zahlenmaterial vorgelegt.
Weitere Informationen:
- Prässentation der Deutschen Flugsicherung (DFS) auf der Website des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft