Surminski las von der Kanzel
Eichwalde. Der spontan gewechselte Rednerplatz des Schriftstellers Arno Surminski vom Tisch zum heran gebrachten Kanzelpult im Eichwalder Evangelischen Gemeindezentrum kam den vielen Zuhörern recht. Der bekannte Autor war einfach besser zu sehen. Eigentlich sei die Kanzel ja den Kirchenleuten vorbehalten, meinte Surminski. In seinen vorgetragenen Lesebeiträgen spielt der liebe Gott häufig eine Rolle. Die Zeiten des Krieges – meist des 2. Weltkrieges – nennt Surminski unter anderem immer wieder gottlose Zeiten. Es war Krieg in Europa, in seinen Büchern vornehmlich in Ostpreußen angesiedelt, und dieser Weltkrieg hat das Leben des damals jungen Arno Surminski nachhaltig geprägt.
Bei seiner Lesung am vergangenen Donnerstag las der in Hamburg lebende Schriftsteller aus seinen Romanen Jokehnen und Winter Fünfundvierzig oder die Frauen von Palmnicken. Ersterer ist sehr autobiografisch geprägt und erzählt von den jungen Jahren Surminskis in dem kleinen Dorf in Ostpreußen und seiner Flucht zum Kriegsende. Winter Vierundvierzig, Surminskis jüngstes Buch, ist wohl auch sein politischstes. Über vielen seiner Werke könnte symbolisch das 5. Gebot stehen: Du sollst nicht töten. Bei aller Lektüre wird dem Leser bewusst, wie unsinnig Krieg ist, egal, auf welcher Seite gekämpft und gemordet wird. Insofern war es sehr symbolisch, dass im Gemeindesaal hinter dem Autor das große Bild einer Friedenstaube hing.
Nach den zwei traurigen Büchern endete die Lesung mit einem recht amüsanten Kapitel aus den Erzählungen Die masurische Eisenbahnreise und andere heitere Geschichten. Es wurde laut geschmunzelt im Kirchensaal, obwohl es auch hier wieder um den Tod ging. Allerdings um eine recht humorvolle Geschichte, wie einer seine eigene Trauerfeier plant und alles ganz anders endet.
Die mit knapp 90 Besuchern sehr gut besuchte Veranstaltung hatte die Eichwalderin Katrin Moch organisiert. Sie kennt die Familie des Autors aus ihrer Hamburger Zeit. Damit war es endlich gelungen den prominenten Schriftsteller nach Eichwalde zu holen. In der anschließenden Gesprächsrunde sagte so mancher, dass er ein ähnliches Schicksal wie der junge Surminski erfahren hat. Nach anderthalb Stunden hatte der Siebenundsiebzigjährige noch viel Kraft für eine Autogrammrunde und manches Gespräch mit den Besuchern. Den eigens eingerichtete Buchverkauf nutzten viele der Zuhörer.
(buschek)