Ausgelassene Stimmung bei der Jam-Session
Eichwalde. Es ist viertel nach sieben, Donnerstag Abend. Jam-Session in der Alten Feuerwache, rauchfreie Zone, Eintritt frei, Spenden sind erwünscht. Jeder gibt ein paar Euro in die Kasse für ein Bier, für etwas zu Essen und für die GEMA. Jazz-Musiker aus Eichwalde, Nachbargemeinden und aus Berlin jazzen entspannt vor sich hin. Das Publikum sitzt ebenso entspannt und lauscht den quirligen Tönen. Jazz-Liebhabern mag schleierhaft sein, wie man diese Musik im Sitzen genießen kann. Die meisten tun es. Sie sind sicher deutlich über 60.
Seit rund zehn Jahren gibt es die Eichwalder Jam-Session in der Alten Feuerwache. Nur das junge Publikum ist so gut wie nie dabei. Dabei sind viele von ihnen musikalisch und spielen ein Instrument. Es gibt junge Erwachsene, die spielen Dave Brubeck’s Take Five auf der Melodica und anderen Instrumenten.
Viertel nach acht, jetzt sind etwa 50 Jazz-Liebhaber in der Alten Feuerwache. Die Combo gruppiert sich neu – Jam-Session eben. Mit acht Veranstaltungen von Oktober bis Mai im Jahr ist die Jam-Session zu einer festen Größe im Veranstaltungskalender in Eichwalde geworden.
„Jetzt geht’s weiter“, kündigt der Peter, der Trompeter nach der Pause an, und schon swingt es wieder. Der akustische Bass ist inzwischen ausgetauscht durch einen elektrischen, gespielt von Bodo Görner (Kreuzberg Stompers). Es grooved – das ist zwar ein Anglizismus größter Güte, aber es gibt kein besseres deutsches Wort. Aber jazzen ist schließlich ebenso ein Anglizismus.
Es ist Vorweihnachtszeit, Zeit für ver-jazzte Weihnachtslieder. Oh Tannenbaum. Trompeter Peter Möhle bläst, bringt den richtigen Groove.
21 Uhr, Otto Kaplan (Otto’s Five ‚o Clock Band), sicher älter als 50 trägt ein Sweatshirt, auf dem „Parcour“, eine noch junge Trendsportart, zu lesen ist. Vermutlich springt er nicht über Betonmauern und macht auch keine Saltos, spielt aber sein Instrument in einem göttlichen Sound. Heute hat er die holzfarbene statt seiner roten Klarinette dabei, die eigentlich als sein Markenzeichen gilt. Er erweitert das Klangbild der Besetzung.
„Die spielen eigentlich sonst nie zusammen, außer Otto und Peter“, sagt Annegret Boas, vom Eichwalder Heimatverein, der die Jam-Session organisiert. Charlie Schade, Tenor-Saxofon und Querflöte, Daniel Hoffmann am Bass, Klaus Diethe am Piano zählen zur Stammbesetzung der Jam-Session.
Ausnahmesituation: Eigentlich dürfe nicht getanzt werden, wird behauptet. Es sei ja keine Tanz-, sondern eine Konzertveranstaltung. Aber der Blues animiert ein Pärchen, es einfach zu tun. Keiner verbietet es.
Inzwischen drehen die Jazzer sowohl in der Lautstärke, als auch im Tempo auf, Sweet Georgia Brown. Unisono spielen sie I like Rhythm. Es grooved, das Publikum sitzt und wippt mit den Füßen. Peter, der Trompeter macht den Scatt. Das kommt gut an. Wie will man mit swingen, wenn man sitzt? Dizzy bearbeitet das Schlag was das Zeug her gibt.
Viertel nach zehn, der letzte Set startet Lullaby of Birdland. Es wird erneut getanzt. Am Ende der Jam-Session packt das Publikum beim Aufräumen der Alten Feuerwache mit an und stellt Tische und Stühle zusammen.
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