Nonnemacher: „Nachtflugverbot am BER ist wirtschaftlich machbar!“
Wildau/Region (pm). Gesundheitsexperten warnten auf der Flughafenkonferenz der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Brandenburger Landtag am heutigen Sonnabend in Wildau vor der eindeutigen Gefährdung und Schädigung der menschlichen Gesundheit durch Fluglärm. „Wenn etwas sicher ist, dann dass Fluglärm Bluthochdruck bewirkt. Bluthochdruck wiederum ist die wichtigste Ursache für Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkte und Schlaganfälle“, sagte Thomas Münzel von der 2. Medizinischen Klinik der Universität Mainz, der Ergebnisse zahlreicher Studien der Lärmwirkungsforschung vorstellte. Flughafenplaner müssten diese Erkenntnisse berücksichtigen. Münzel: „Fluglärm ist der neue Herz-Kreislauf-Risiko-Faktor, der nur von der Politik und nicht vom Patienten selbst beeinflusst werden kann.“
Die Forschungsergebnisse hätten gezeigt, dass dringender Handlungsbedarf bestehe, mahnte die gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion, Ursula Nonnemacher. „Der Flugbetrieb in Deutschland wird auf eine nicht mehr zeitgemäße und nicht mehr vertretbare Art rechtlich privilegiert und wirtschaftlich subventioniert“, kritisierte sie. Am BER sei „von Anfang an beinahe alles schief gelaufen.“ Seine Anwohner seien beispielsweise in Bezug auf die Flugrouten massiv getäuscht und in Sachen Lärmschutz mit einem rechtswidrigen Billigschallschutz abgespeist worden. „Und – auch das ist schmerzlich – die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH wurde daran vom zuständigen Ministerium für Infrastruktur nicht gehindert.“ Nicht minder empörend sei der Umgang der Landesregierung mit dem erfolgreichen Volksbegehren für ein Nachtflugverbot: Rot-Rot habe das Volksbegehren zwar angenommen, aber keine ernst zu nehmenden Anstrengungen unternommen, dieses auch durchzusetzen.
Plänen, den BER zu einem internationalen Luftdrehkreuz auszubauen, erteilte Nonnemacher ebenso eine Absage wie solchen für eine dritte Start- und Landebahn. Stattdessen müsse das im Volksbegehrem geforderte Nachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr umgesetzt werden: „Das ist nicht nur aus gesundheitlichen Gründen erforderlich, sondern auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten kein Problem“. Laut einer Studie des Chemnitzer Finanzwissenschaftlers Friedrich Thießen im Auftrag der drei bündnisgrünen Fraktionen im Brandenburger Landtag, im Berliner Abgeordnetenhaus und im Deutschen Bundestag hätten die am BER geplanten Nachtflüge keinen betriebs- und volkswirtschaftliche Nutzen. Die Studie wurde ebenfalls auf der Konferenz vorgestellt.
„Statt auf das Wachstum des Flugverkehrs zu setzen, muss viel mehr Verkehr auf die Schiene umgelenkt werden. Dafür sind die jährlichen Subventionen für die Luftverkehrsbranche in Höhe von zehn Milliarden Euro abzubauen“, forderte Nonnemacher.
Themenschwerpunkte der Konferenz waren neben den generellen Auswirkungen des Flugbetriebs auf die Gesundheit von FlughafenanwohnerInnen unter anderem eine realistische Bewertung der wirtschaftlichen Effekte von Flughäfen und des sich daraus ableitenden Handlungsbedarfs, Chancen und Grenzen des aktiven und passiven Lärmschutzes und die rechtliche Stellung der Betroffenen. Der Einladung zu der Konferenz folgten mehr als 160 Gäste, viele von ihnen aus den Bürgerinitiativen gegen den Flughafen BER. (jl)
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