Gedenktafel erinnert an jüdische Künstlerin in Eichwalde
Eichwalde (pm). Am Mittwoch, 15 April 2015, wird um 18 Uhr in der Eichwalder Puschkinallee 41 eine Gedenktafel zur Erinnerung an die jüdische Sängerin und Tänzerin Lin Jaldati enthüllt. Die bekannteste Interpretin jiddischer Lieder in der DDR lebte in den Jahren 1955 bis 1972 mit ihrem Mann, dem Pianisten und Musikwissenschaftler Prof. Dr. Eberhard Rebling und deren beider Kinder Jalda und Kathinka Rebling in diesem Wohnhaus.
Konfirmanden des evangelischen Kirchensprengels Eichwalde-Miersdorf- Schmöckwitz hatten sich knapp ein Jahr lang mit jüdischem Leben am Beispiel der Künstlerin Lin Jaldati beschäftigt. So gab es unter anderem Begegnungen mit der Tochter und jetzigen jüdischen Kantorin Jalda Rebling sowie einen Besuch im Berliner Anne-Frank-Zentrum. Ihr Projekt stellten die Jugendlichen im vergangenen November neben anderen Konfirmandenprojekten der Öffentlichkeit vor.
Zur Enthüllung der Tafel, die sich in eine bereits bestehende Serie von Tafeln mit Hinweisen auf Gebäude mit zeitgeschichtlichem Hintergrund in Eichwalde reiht, sind die Töchter des Ehepaares Rebling, der Eichwalder Bürgermeister, die heutigen Besitzer des Wohnhauses sowie ein Gast aus den Niederlanden eingeladen. Anschließend an die Enthüllung wird die Kantorin und Sängerin Jalda Rebling im evangelischen Gemeindezentrum Eichwalde in der Stubenrauchstraße 18 ein kleines Konzert geben. Sie wird von Franka Lampe auf dem Akkordeon begleitet.
Lin Jaldati, 1912 als Rebekka Brilleslijper in Amsterdam geboren, begann ihre künstlerische Karriere vor dem 2. Weltkrieg als Tänzerin in den Niederlanden. Schon in frühen Jahren trat sie der niederländischen kommunistischen Partei und einer zionistischen Jugendgruppe bei. Währen der Besetzung der Niederlande durch die deutschen Truppen ab 1940 arbeitete sie, gemeinsam mit ihrem späteren Ehemann und musikalischen Begleiter Eberhard Rebling im politischen Untergrund. Durch Verrat entdeckt, wurde sie verhaftet und in verschiedene Konzentrationslager verbracht. In Auschwitz und Bergen-Belsen begegnete sie auch Anne Frank.
Nach der Befreiung des KZ Bergen-Belsen kehrte Lin Jaldati in ihre niederländische Heimat zurück. 1952 siedelte die Familie in die DDR über. Hier begann ihre Karriere als Sängerin jiddischer Lieder, Volkslieder und Lieder gegen den Krieg. Zahlreiche Konzerttourneen, meist von ihrem Mann am Klavier begleitet, führte die Künstlerin in viele Länder der Welt. Später wurde das Duo um die Töchter Jalda Rebling (Gesang) und Kathinka Rebling (Violine) erweitert.
Lin Jadati starb im Jahr 1988 und ist auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin beigesetzt. Ihr Ehemann starb 2008, seine Grabstelle befindet neben ihr auf demselben Friedhof. Der 15. April ist der 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen durch die britischen Truppen. (jl)