Kommentar: Gemeinsam sind wir stark gegen Fluglärm und Nachtflug
Oberflächlich betrachtet stehen die Aktivisten des Bürgervereins Brandenburg-Berlin (BVBB) und das Bündnis Berlin-Brandenburg gegen neue Flugrouten zueinander wie die Volksfront von Judäa und die Judäische Volksfront. Die beiden Initiativen, die im berühmten Monty-Python-Film Das Leben des Brian gegen die römischen Besatzer im Heiligen Land kämpfen, sind sich spinnfeind. Während das Bündnis der 14 Initiativen gegen die neuen Flugrouten sich für jene Routen am neuen Flughafen Schönefeld (BBI) einsetzt, die möglichst wenig Menschen im Umfeld des Flughafens belasten, fordert der BVBB einen sofortigen Baustopp in Schönefeld. Die Äußerungen der BVBB-Vorsitzenden Astrid Bothe bei der Kundgebung am 23. Januar in Schönefeld machen aber deutlich, wie tief der Graben ist, den beide Initiativen voneinander trennt.
Auch wenn der BVBB kürzlich vorschlug, gemeinsam mit dem Bündnis eine Konferenz zu veranstalten, so sind das nur Versuche einer Annäherung. Es gibt Aktivisten aus dem Bündnis, die dies als Versuch werten, die Argumentation des BVBB entweder den Mitgliedern des Bündnisses aufzuzwingen oder diese auf die Seite der Befürworter des Baustopps in Schönefeld zu ziehen. Unbeirrt von Bothes polemischen Äußerungen auf der Kundgebung in Schönefeld hatte Markus Peichl, Sprecher des Bündnisses seine Hochachtung für die Jahrzehnte lange Arbeit des BVBB ausgesprochen und die Gemeinsamkeiten beider Initiativen betont.
Auch die Protestierenden in Eichwalde, Schulzendorf und Zeuthen haben in Detailfragen zum BBI unterschiedliche Ansichten. Während die sich Bürgerinitiative Zeuthen gegen Fluglärm für die Flugrouten einsetzt, die im Planfeststellungsbeschluss kommuniziert wurden (Geradeausflug bei Starts Richtung Osten), ist die offizielle Linie der Gemeinde Eichwalde, möglichst bessere Routen zu finden, möglicherweise das direkte Abschwenken nach Süden. Offensichtlich sind diese unterschiedlichen Ansichten gemeinsam mit dem BVBB in Eichwalde zu protestieren. Das ist gut so. Denn bei allen Unterschieden, sind sich alle Initiativen darin einig, dass die Entscheidung für den Standort Schönefeld eine politische Fehlentscheidung war. Diese hätte schon lange auf politischem Weg korrigiert werden können.
Die Politik auf höherer Ebene scheint die ganze Problematik aussitzen zu wollen oder nach dem Motto vorzugehen: Augen zu und durch. Wer jüngst Hoffnungen in Renate Künast (Bündnis 90/Grüne) gesetzt hat, sie möge sich stärker gegen den BBI in Schönefeld profilieren, der wurde eines Besseren belehrt. Sie ruderte unlängst zurück und schob ihre Idee, aus dem BBI einen kleineren Flughafen und kein internationales Drehkreuz zu machen, aufs Abstellgleis. Der regierende Bürgermeister Klaus Wowereit hatte zwei Legislaturperioden zeit, die politische Fehlentscheidung für den Standort Schönefeld, zu korrigieren. Geschehen ist in dieser Hinsicht nichts. Zu stark sind die Interessen der Flughafen-Lobby, die das große Geld wittert. Ob der Flughafen tatsächlich zur Job- und Gelddruckmaschine wird, kann bezweifelt werden. Wer derzeit am Flughafen Tegel arbeitet wird wahrscheinlich seine berufliche Zukunft in Schönefeld fortsetzen. Die Jobs werden zumindest zu einem Teil von Tegel nach Schönefeld verlagert und nicht alle neu geschaffen. Sollten die Proteste Wirkung zeigen oder juristisch entschieden werden, dass auf den unabhängigen Parallelbetrieb auf beiden Pisten sowie auf Nachtflug zwischen 22 und 6 Uhr verzichtet werden muss, so wird der BBI wohl kaum wirtschaftlich arbeiten können. Unabhängig davon wird Eichwalde immer von Fluglärm betroffen sein, solange am Standort Schönefeld festgehalten wird.
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