Kommentar: Schwacher BBI-Protest aus Eichwalde
Es ist schon erstaunlich, wie wenig Eichwalder bereit sind, für ihre Interessen auf die Straße zu gehen und öffentlich zu protestieren. Als die Ortsgruppe Eichwalde des Bürgervereins Brandenburg-Berlin (BVBB) kürzlich zum Protest gegen den Flughafen BBI auf dem Markt- und Festplatz in der Bahnhofstraße aufrief, kamen über den Daumen gepeilt 600 Menschen, viele davon aus Schulzendorf, Zeuthen, Schmöckwitz und weiteren vom Fluglärm betroffenen Gemeinden. Um so verwunderlicher ist es, dass die Kundgebung quasi vor der Haustür stattfand und sich dennoch so wenige Eichwalder daran beteiligen.
Man könnte daraus schließen, dass es nur eine kleine Minderheit in Eichwalde gibt, die den Flughafenausbau am Standort Schönefeld ablehnt. Sind die Flughafenkritiker müde geworden? Einige von ihnen kämpfen bereits seit gut 15 Jahren gegen die politische Fehlentscheidung den Flughafen Schönefeld zum Drehkreuz für die internationale Luftfahrt auszubauen. Oft sind es alte Menschen, die sich noch immer gegen das Großprojekt in nur knapp zwei Kilometer Luftlinie vor der Eichwalder Ortsgrenze stellen. Dabei hat der BBI auch Konsequenzen für jüngere Generationen. Nicht alle von ihnen werden nach dem Abitur ein Studium aufnehmen oder in Berlin leben und arbeiten wollen. Spätestens, wenn sie ihre Eltern beerben, besitzen sie möglicherweise eine Immobilie in der Fluglärmzone, zumindest aber von vermindertem Wert.
Dass die Flugrouten nach internationalen Richtlinien beim unabhängigen Parallelbetrieb um mindestens 15 Grad voneinander abknicken müssen war den Flughafenplanern schon lange bekannt. Sie sprachen aber nicht öffentlich darüber. So liegt es auf der Hand, dass der Bürgerprotest in Zeuthen so lange wie möglich vermieden werden sollte. Dabei ist das südliche Eichwalde ebenso von den Abknickenden Flugrouten betroffen. Diese ist derzeit noch immer als Option in den Plänen der Deutschen Flugsicherung eingezeichnet. Es ist offensichtlich: Hier soll nach einer Augen-zu-und-durch-Taktik ein umstrittenes Großprojekt durchgesetzt werden. Dabei hatte das Raumordnungsverfahren 1994 etwas ganz anderes ergeben. Sperenberg galt damals als besser geeigneter Standort für einen Flughafen dieser Art.
Es ist nicht von der Hand zu weisen. Eichwalde, Schulzendorf, Schmöckwitz, Zeuthen, Blankenfelde-Mahlow und Teile Berlins werden tatsächlich mit dem Flugbetrieb am BBI in Schönefeld mit einem Lärmteppich überzogen. Den Kopf in den Sand zu stecken und zu glauben, es wird schon nicht so schlimm werden, wird da nicht helfen. Wer bereits heute die Ohren auf macht, weiß, dass im Hochsommer bei Ostwind die Jets im Abstand von rund zwei Minuten über den Grünauer Forst starten. Das ergibt eine Lärmbelästigung, die so deutlich ist, dass gut 50 Meter südlich der Waldstraße Gespräche im Garten nicht mehr möglich sind. Die vorgeschlagene Südkurve bringt nur bedingt Entlastung für Eichwalde. Denn geflogen werden sollen allen angebotenen Routen. So ergibt sich eine – wenn man so will – demokratische Verteilung des Fluglärms. Wer das nicht will, fordert den Baustopp und einen Neubau des Flughafens am Standort Sperenberg. Wie das gehen soll, hat der BVBB gestern vorgestellt.
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