Niederlehme im Blues-Fieber (Teil 2)
Samstag Morgen krochen alle etwas übermüdet aus den Federn. So mancher hatte womöglich den Niederlehme-Blues. Denn die erste Nacht des Blues-Open Air-Festivals in dem Königs Wusterhausener Ortsteil war lang gewesen, da noch lange nach der spontanen Blues-Session von Moan Brothers und Wolle and Friends gefeiert worden war. Am frühen Samstag Nachmittag war die Festwiese am Dorfanger schon gut von Bluesfans bevölkert, obwohl die ersten der vier Bands noch gar nicht mit ihren Auftritten begonnen hatten. Viele Festivalbesucher hatten im Zelt auf dem Festgelände übernachtet, teilweise mit Kind und Kegel. Im Laufe des Tages wuchs die Zeltstadt weiter. Als um 17 Uhr die Männerversteher Blues-Band aus Kleinmachnow ihren deutschsprachigen Blues aus dem Nuthetal zelebrierte, waren die meisten Tische und Bänke bereits besetzt.
Zwei Bühnen, vier Bands und eine Geburtstagsfeier
Unbemerkt von vielen Bluesfans fand schon nachmittags der erste Höhepunkt des Festivals statt. In Niederlehme ist das Blues Open Air nicht nur etwas für Erwachsene, sondern für die ganze Familie. So verwundert es nicht, dass auch ein Kindergeburtstag am Rande des Festivals gefeiert wurde. Die Gäste: Kinder aus verschiedenen Bundesländern, die sich jedes Jahr auf dem Blues Open Air treffen. In den letzten Jahren sind so einige Freundschaften entstanden, die mit Briefen gepflegt werden, bis man sich im nächsten Jahr wiedersieht.
Die Gäste beim 9. Blues Open Air-Festival waren bunt gemischt. Viele kommen seit dem ersten Blues Open Air jedes Jahr nach Niederlehme. Andere wurden von den kürzlich veröffentlichten Zeitungsartikeln angelockt. Alle jedoch hatten eins gemeinsam: Sie freuten sich auf einen Abend mit authentischer Blues-Musik, noch besserer Stimmung und dem ein oder anderen Bier. Gespielt wurde auf zwei Bühnen. Die Männerversteher, Eb Davis and the Superband sowie Travor Hansbury und Thomas Schied heizten auf der Hauptbühne mit Bluesharp, fetzigen Gitarrenklängen und Saxofon ein, während Hering & Hering in den Umbaupausen auf der Nebenbühne für Stimmung sorgten. Auch wenn die Bands mit etwas Verzögerung auftraten, ließen sich die Gäste die Stimmung nicht verderben. Und als es dann endlich losging, war man sich einig: Das Warten hatte sich gelohnt!
Wie eine große Familie
Wer zum ersten Mal beim Blues Open Air-Festival in Niedelehme dabei war, dem fiel eine Sache besonders auf: Jeder schien jeden zu kennen. Niederlehmer und Stammgäste aus ganz Deutschland kamen dem Beobachter vor wie eine große Familie. Das Blues Open Air hatte etwas von einem feucht-fröhlichen Familienfest. Für die Kinder war die familiäre Atmosphäre gleichbedeutend mit der Freiheit, auf dem ganzen Festgelände frei herumzutoben. Jeder hatte ein Auge auf sie, die Kinder hatten eine Menge Ansprechpartner. Das ist Familienfreundlichkeit pur!
Fast 500 Festival-Besucher feierten ausgelassen und friedlich. Viele fieberten dem Auftritt von Eb Davis and the Superband entgegen. Der US-amerikanische Blues-Sänger, der nach einer Europa-Tour in Berlin hängen geblieben war und die Stadt zu seiner neuen Heimat gemacht hatte, gilt bei vielen Fans als der beste Bluessänger in Deutschland. Nach seinem Auftritt wurde es merklich leerer und die verbleibenden Besucher machten es sich teils mit Decken und Campingstühlen vor der Bühne gemütlich. Fast wie ein kleines Privatkonzert mutete es an, als der Ire Travor Hansbury zusammen mit Thomas Schied auf der Bühne stand. Bis tief in die Nacht wurde am Dahmeufer der Blues zelebriert. Bis morgens um sechs feierten die Bluesfans nach den Live-Auftritten.